Übergewicht bei Pferden ist ein Thema, das viele Besitzer von Friesenpferden beschäftigt. Das Friesenpferd gehört zu den Rassen, die sparsam mit Energie im Futter umgehen, und das Übergewicht liegt dann schnell auf der Lauer. Dr. Anneke Hallebeek ist Tierärztin und hat sich auf Pferdefütterung spezialisiert. In einem Artikel, der im Juli in der Phryso erscheinen wird, erklärt sie, wie Übergewicht entsteht und was man dagegen machen kann.
Lauftier
Es ist wieder die Hauptweidesaison, und viele Pferde stehen, jedenfalls tagsüber, grasend auf dem schmackhaften grünen Gras. Es ist mittlerweile zu den meisten Pferdebesitzern durchgedrungen, dass ein Pferd nicht 23 Stunden am Tag in den Stall gehört. Ein Pferd ist ein Lauftier, das in der freien Natur täglich viele Kilometer zurücklegt und währenddessen hier und da einen Bissen Gras und Kräuter mitnimmt. Die Weise, wie Pferde in den Niederlanden gehalten werden, ist weit von diesen natürlichen Bedingungen entfernt, aber viele Pferdebesitzer versuchen, die natürlichen Bedürfnisse ihrer Pferde zu befriedigen. Und das ist sehr schwierig, erkennt auch Dr. Anneke Hallebeek: „Am liebsten will man seinem Pferd unbegrenzt Heu oder Gras zur Verfügung stellen, um Verdauungsproblemen und beispielsweise Magengeschwüren vorzubeugen. Aber die meisten Pferde werden zu dick, wenn sie kontinuierlich weiterfressen. Weil das Weiden auf sehr kurzem Gras schlecht für die Weide ist und eine volle Weide für die meisten Pferde zu viel, ist es bestimmt nicht einfach, es immer gut zu machen.“
Wann spricht man von Übergewicht?
Wann hat ein Pferd Übergewicht? Hallebeek erklärt: „Ein Pferd hat Übergewicht, wenn es zu viele Fettreserven hat. Diese Fettreserven liegen in der Bauchhöhle, weshalb sie von außen nicht sichtbar sind. Die Fettreserven unter der Haut sind sehr gut zu sehen und zu fühlen.“ Als Besitzer kann man selbst durch Betrachten oder Fühlen prüfen, ob das Pferd zu viele Fettreserven unter der Haut hat. Unter anderem, indem man seine Hand auf die Rippen des Pferdes legt. „Dann muss man die Rippen des Pferdes gleich unter den Fingern fühlen. Wenn man erst wirklich drücken muss, um die Rippen zu fühlen, dann ist die Fettschicht zu dick. Man muss die Rippen nicht sehen können, wohl aber fühlen, das ist eine alte, aber noch immer bewährte Pferdeweisheit.“
Balance
Anneke Hallebeek sagt: „Übergewicht entsteht, wenn die Balance zwischen Energieaufnahme und Energiebedarf nicht im Gleichgewicht ist. Der Energiebedarf unterscheidet sich bei den Pferden natürlich. Der Energiebedarf ist abhängig von beispielsweise dem Training, aber auch dem Lebensalter, ein Pferd im Wachstum braucht mehr Energie, und eine Stute, die ein Fohlen säugt, muss auch gut gefüttert werden.“ Hallebeek sieht in ihrer Praxis oft, dass die Besitzer den Energiebedarf ihrer Pferde zu hoch einschätzen. „Ein Pferd, das eine Stunde täglich unter dem Sattel trainiert wird, braucht eigentlich nicht zusätzlich gefüttert zu werden, das schafft es prima mit Weide und/oder qualitativ gutem Heu und eventuell einem Ergänzungsfutter für die Vitamine und Mineralien.“
Intensiver trainieren
Wenn das Pferd nur etwas zu schwer ist, will man gern wissen, was man daran machen kann. Genau wie beim Menschen ist es eine Frage des Achtens auf Ernährung und Bewegung. „Hat ein Pferd Übergewicht, ist es nicht vernünftig, die Ration gleich drastisch zu verändern“, warnt Hallebeek, „davon kann der Stoffwechsel des Pferdes durcheinander kommen. Die effektivste Art, ein Pferd abnehmen und Fett verbrennen zu lassen, ist, es intensiver zu trainieren. Der Energiebedarf steigt mit der Intensität des Trainings. Bei einer gleichbleibenden Ration wird ein Pferd dann abnehmen.“